Hallo, liebe Fans und Friends! :)

Willkommen auf meinem bescheidenen Blog, auf dem möglichst regelmäßig über mein AUSLANDSSEMESTER in SÜDKOREA berichten werde!


Sonntag, 7. August 2011

Das zweite Leben der Koreaner

Bisher hat es ja ein bisschen so gewirkt, als wäre in Korea alles schön und bunt und günstig und und und…. Nach dem heutigen seh ich das etwas anders; natürlich hab ich nicht gedacht, dass hier alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, aber ich halte Korea für ein sehr fortschrittliches Land, dass viel in die Gesellschaft investiert. Diese Investitionen hören anscheinend bei der 대한민국 육군(daehan minguk yukgun) ROKA, Republic of Korea Army, auf.


Minhs Tante Ae-Ryeon und ihr Mann Ik-Su haben uns heute bei Tante Kyeong-Hye zuhause abgeholt, um zusammen mit uns ihren Sohn Heon in seiner Kaserne zu besuchen. Er ist erst seit Juli bei der Armee, und das war das erste Mal, dass seine Familie ihn seitdem sehen durfte. „Hey, im Grundwehrdienst dürfen deutsche Jungs drei Monate nicht heim“, mag der eine oder andere jetzt sagen. Hier in Korea ist der Wehrdienst aber um einiges härter, und die Lebensbedingungen sind echt ätzend. Ich fang mal vorne an:

Zuerst einmal MUSS jeder männliche Koreaner Wehrdienst leisten, egal, ob er studiert, arbeitslos ist, mehr als einen Bruder hat, berühmter Sportler oder Musiker ist etc. Außerdem dauert der Wehrdienst hier mindestens 21 Monate, wenn man beim Heer anfängt, bei der Marine sind es zwei und bei der Luftwaffe sogar vier Monate länger. Der Wehrdienst muss zwischen 21 und 35 abgeleistet werden, wobei die viele Männer hier mit 30+ schon verheiratet sind oder gar Kinder haben; dementsprechend leisten die meisten ihren Dienst freiwillig schon früher ab, die Familie lässt man ungern so lange allein.
Nach welchen Kriterien ansonsten eingezogen wird, weiß ich nicht. Ich hab auch noch nicht erfahren, was passiert, wenn man versucht, sich zu drücken… Offiziell bedeutet das eigentlich eine Gefängnisstrafe, ob die das hier aber tatsächlich durchsetzen..?! Ich werd da mal nachhaken!

„Gut, die Männer müssen also knapp zwei Jahre dienen und dürfen keinen Zivi machen – was solls?!“
Wenn die Jungs hier eingezogen werden, wird ihnen der Kontakt zur Außenwelt fast komplett genommen, so kommt es mir zumindest vor: man darf nichts mitnehmen - kein Handy, kein Smartphone mit Internet, kein TV, keinen mp3-Player, keinen Laptop usw..
Fernsehen gibt es innerhalb der Kaserne (vermutlich, damit die Jungs mal die Nachrichten erfahren) aber auchnur wenige und nur in Gemeinschaftsräumen. Meines Wissens nach gibt es in den knapp zwei Jahren Wehrdienst nur einmal drei Wochen Urlaub am Stück bei der Familie, und sonst nur ein Wochenende pro Quartal, an dem man nach Hause darf, ich kann mich aber auch irren, das hab ich hier alles nur so aufgeschnappt und interpretiert, weil ich nicht alles verstehen kann :P
Ich frage mich echt, wie man das durchsteht… Was macht man denn, wenn man mal „Freizeit“ hat?!? Verliert man da nicht alle seine Freunde, wenn man sie zwei Jahre lang kaum sehen oder sprechen kann?? Das muss richtig hart sein…

Wir sind also knapp zwei Stunden von Seoul aus nach Nord-Ost gefahren, in die Nähe von 이천 Icheon, und erst hab ich gar nicht mitgekommen, dass wir angekommen sind, weil es mir vorkam, als wären wir durch Slums gefahren! Die Straße zur „Kaserne“ war nicht befestigt, dementsprechend klafften da Löcher und Risse im Boden, und die Gebäude waren mehr oder weniger nur Wellblechhütten und Container, die man umfunktioniert hat. Zwei „normale“ Gebäude waren da gerade im Bau, aber Minhs Onkel meinte, so schnell würden die nicht fertig.

Wir habe dann auf nem Feld geparkt und sind zu einem der Hüttchen gegangen, die den Hang hoch zwischen den Bäumen standen. Ich dachte erst, es wär ne Lagerhalle, bis wir dann reingewunken wurden und in der „Mensa“ standen: überall blätterte die Farbe ab, der Boden war komplett abgenutzt, in den Ecken und an den Wänden hingen Dreck, Spinnweben, die Tische und Stühle waren kaputt oder rostig, es sah einfach aus, als wäre die Hütte schon seit Jahren am Verfallen!! Mir würde der Appetit vergehen, wenn ich da JEDEN TAG drin essen müsste - wenn es da schon so schlimm aussieht, wie ist dann erst das Essen da?!
Glücklicherweise gab es da wenigstens Klimaanlagen, aber ich gehe nicht davon aus, dass die Schlafräume der Soldaten welche haben…

Als Heon kam, gab es keine große Begrüßung, da sind koreanische Männer nicht anders als deutsche: bloß vor den Kameraden keine Gefühle zeigen ;)
Minhs Tante und Onkel hatten ne große Kühlbox und Grillequipment mitgebracht, und wir haben dann wieder 삼겹살 Samgyeobsal, gegrillten Schweinebauch gegessen. Außer Heon hatte nur noch ein weiterer Kamerad Besuch bekommen, von seiner Freundin, die hatten dann rübergeguckt, weil sie „nur“ Kuchen und Chips hatten :P
Nach dem Essen hat Heon dann erstmal das Smartphone von seinem Vater bekommen und im Internet gesurft und ein bisschen Musik gehört. Er war dann auch erstmal nicht ansprechbar, anscheinend war er voll auf Entzug… Für nen Spaziergang mit seiner Mutter hatte er dann aber noch Zeit ;)

Ich fand es die ganze Zeit sehr bedrückend. Es liefen immer mal wieder Grüppchen von Soldaten vorbei, durch die pralle Sonne im Gleichschritt, die dann auch immer etwas wehmütig zu uns rüber guckten, weil sie selber keinen Besuch bekommen haben. Für die ganze Familie scheint die Situation nicht einfach zu sein, und ich kam mir etwas fehl am Platze vor, so als würde ich in einen seltenen Familienmoment reinplatzen…. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, wie es sein muss, zwei Jahre in solchen Bruchbuden zu leben, und dann vielleicht noch an einer Grenzstation bei Nordkorea!? Das ist der beschissenste Posten, den man da kriegen kann...

Ich glaube aber, dass die Männer dadurch einen großen Zusammenhalt entwickeln: KEINER kann und darf öfter raus, keiner hat mehr „Besitz“ als die anderen, alle müssen dieselbe Scheiße machen, man dient dem eigenen Land, dass sich immer noch im Kriegszustand mit dem Nachbarn befindet – der Gedanke, dass man da nicht alleine ist, hilft wohl sehr.

Als wir gefahren sind, wollte Heon das Riesen-Fresspaket, dass seine Mama ihm mitgebracht hatte (Chips, Power-drinks, Kuchen, Kekse, Cola usw) nicht haben. Ich geh davon aus, dass er vor den anderen nicht wie ein kleiner verwöhnter Junge wirken oder – aus eben genannten Gründen – den anderen einfach nicht etwas voraus haben wollte. Den Fächer, den Minh ihm geschenkt hat, hat er aber behalten, und der erledigt da auch gute Dienste ;)

Bei der Abfahrt war es dann etwas ruhig, bis wir nach Icheon gekommen waren, eine Stadt, die berühmt für ihre Keramik ist. Minhs Tante hat uns erzählt, es gibt ein „Ceramic Village“, die Leute dort leben von ihrer Keramik und sind dafür berühmt. Als wir da waren, kamen wir nicht rein; wegen der heftigen Regenfälle der letzten Zeit war der Hang, an dem das Village und ein Museum steht, teilweise abgerutscht und hat Gebäudeteile mitgerissen und begraben. Wir haben dann nur ein kleines Seitengebäude angesehen, das ungefähr genauso spannend ist, wie es klingt: kaum. Es wurden halt Schalen, Töpfe, Vasen und so was ausgestellt, und ein bisschen erklärt, wie es hergestellt wurde. Das einzig interessante war das hier:



Keine Ahnung, warum das da ausgestellt war, das kann man auch in jedem Supermarkt-Regal finden :D Voll random :P

Ich hoffe, ihr seid nicht enttäuscht, dass es heute kaum Bilder gab, aber hey, ein bisschen Bildung muss auch mal sein! Und beim nächsten Mal gibts dann wieder mehr ;)
Wer noch einen Eindruck vom Training der Koreaner haben will, kann hier nachschauen: http://www.spiegel.de/video/video-1040365.html Den Link hab ich über diesen Blog hier gefunden: http://korea.lablob.com/?p=1026

Ein Gutes hat das Training in der koreanischen Armee: wenn die Jungs da rauskommen, sind sie verdammt knackig ;) Man sieht hier lauter gut gebaute Männer im besten Alter auf der Straße, die hatten bei der Armee nichts anderes zu tun als Sport zu machen, nicht wie unsere speckigen, faulen deutschen Jungs :D :D

SCHÄÄÄÄÄÄÄÄÄRZ!!



1 Kommentar:

  1. Es ist mit Sicherheit hart, aber man darf bei allem, was Du bis jetzt erlebt hast, wirklich nicht vergessen....sie müssen hart ausgebildet werden, sie leben im riegszustand ! ! !

    Für Dich hoffe ich, dass die deutschen Jungs, bis Du wieder hier bist, Deinen Abschlusskommentar vergessen haben.
    Alles Liebe
    Mama

    AntwortenLöschen